die mentalisiererin

Hintergrund

Ergriffen und verstört zugleich von zahllosen tragischen Biografien (insbes. im Rahmen der Arbeit mit Borderline-Betroffenen), die sich direkt und meist unbemerkt vor der eigenen Haustüre ereignen und meist erst im psychiatrischen Kontext zugänglich werden, erwuchs der Wunsch, die ausgeprägten Erlebenswelten von Selbsthass und Selbstzerstörung, von chronischer Suizidalität und Bindungsstörung, von Affektinkontinenz und Interaktionsstörung auf eine visuelle Ebene zu transportieren.
Eine Störung der Mentalisierungsfähigkeit (das Vermögen, das eigene Verhalten oder das Verhalten anderer Menschen durch Zuschreibung mentaler Zustände interpretieren zu können), welche als zentrale Grundvoraussetzung für Inter-Subjektivität und Funktionalität im sozialen Umfeld angesehen wird, spiegelt sich in der Darstellung wider: Ob der Clown das Kind aufzuheitern versucht, oder es mit Häme versieht, ob das Kind weint, oder ob es fröhlich lacht, erschliesst sich dem Beobachter erst durch die kontextuelle Interpretation der Begegnung. Eine ein-eindeutige Auflösung des interaktionellen Kippbildes setzt eine intakte Theory-of-Mind und somit affektive und kognitive Perspektivenübernahme voraus. Ebendiese kann in Folge einer traumaevozierten Persönlichkeitsveränderung als gestört erachtet werden. Die selbst zugefügte Ritzschrift auf dem Unterarm „Daddy fucked me and I loved it“ verweist zum einen auf den häufigen Missbrauchshintergrund, zum anderen auf die chronifizierte Selbstabwertung.

  • Künstler Andreas Wacker
  • Jahr 2011
  • Details Oil on Canvas
  • Maße 140x100cm
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