die dissoziiererin

Hintergrund

Das Phänomen der Dissoziation als gestörte Integration von Wahrnehmung, Gedächtnis, Bewusstsein und Identität kann in geringem Ausmass von jeder/m im Alltag erlebt werden: Tagträumerei, Versunkensein in einer Tätigkeit, gedankliches Abdriften bei längeren Autofahrten. In Folge traumatisierender Erlebnisse kann es jedoch zu ausgeprägteren Dissoziationen kommen, die sich dem Nacherlebensvermögen des Nichtbetroffenen nicht unmittelbar erschliessen lassen.

„Die Dissoziiererin“ symbolisiert den Zustand einer sog. „Disintegration propriozeptiver und kinästhetischer Signale“, also einer Störung auf Ebene des Körperempfindens, schwebt sie doch offenkundig über dem Boden, der Unterkörper durchlässig und –sichtig, bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Naturgesetze, verdeutlicht durch das der Schwerkraft unterworfene Jo-Jo. Selbiges kann zugleich als Metapher des steten Auf-und-Abs im Affekterleben verstanden werden. Der Kasper im Hintergrund, gefesselt, die Augen verbunden, mundtot gemacht, ist offenkundig seiner herkömmlichen Funktion als Patron einer behüteten Kindheit beraubt, und lässt den ursprünglichen Protégé schutzlos in einer unwirklichen, zerstörten und düsteren Umwelt zurück. Es kann zudem eine offenkundige Parallele, sowohl bezüglich des Bildaufbaus als auch der Funktionalität der Protagonisten zum Werk „Die Mentalisiererin“ gesehen werden.

  • Künstler Andreas Wacker
  • Jahr 2012
  • Details Oil on Canvas
  • Maße 140x100cm
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