immer nie immer

همیشه همیشه نیست

Hintergrund

Der Begriff "Lost Place" ist ein Pseudoanglizismus, unter dem man einen „vergessenen" oder gar mittlerweile "verwunschenen Ort“ versteht. Vergnügungsparks beispielsweise, welche in die Jahre gekommen sind, bieten eine oft schaurig-schöne Szenerie, ob deren Faszination man sich kaum entziehen mag. Was zum lauten und lustigen Zeitvertreib konzipiert worden war, was normalerweise mit fröhlichem Kindergeschrei und ubiquitärer Ausgelassenheit in Verbindung gebracht wird, musste aus erfindlichen oder unerfindlichen Gründen aufgegeben werden und fiel der Tristesse, oder aber auch der aus subjektiver Sicht betörenden Schönheit des Zerfalls zum Opfer: Einst ohrenbetäubendes Amüsement, jetzt Totenstille. Die Natur waltet ihres Amtes und versucht, sich das ihre zurück zu erobern.

Der Tyrannosaurus rex, nach wie vor der Repräsentant von Stärke und Überlegenheit sowie Inbegriff der „tödlichen Fressmaschine“, reiht sich in seinem infernalen Ableben nahtlos ein in das marode und abgebrannte Lummerland; und schlägt die Brücke ins Hier und Jetzt, ein Wimpernschlag zwischen Freude und Verzweiflung, zwischen Fressen und von Flammen gefressen werden.

Biografische Bezüge spielen auch in diesem Bild wie zumeist bei Wacker eine tragende Rolle, sollen aber aus Gründen der Rücksichtnahme nicht weiter ausgeführt werden.

In hoffnungsvollem Grün und frühlingshafter Blütenpracht gehalten scheint der Elefant zumindest im Ansatz einen kleinen Kontrapunkt zu setzen und winzigen Hoffnungsschimmer zu wecken. Zwar vordergründig ohnmächtig, resigniert und erlernt hilflos (gleich dem Seligmanschen Hund) am Boden liegend, angeleint an einen boxautofahrenden Menschen im Affenkostüm im Hasenkostüm, soll er einen möglichen Ausweg aus vermeintlich auswegslosen Situationen verdeutlichen:

Die Kurzgeschichte vom Elefanten, der an einem dünnen Seil angekettet ist (nachzulesen in „Komm, ich erzähl´ Dir eine Geschichte“ vom argentinischen Autor und Psychotherapeuten Jorge Bucay), ist eine berührend-traurige, aber zugleich mutmachende Parabel, die sich der menschlichsten aller Herausforderungen widmet, nämlich individuelle und früh erlernte Ketten zu erkennen und den Mut zu entwickeln, diese zu sprengen.

Der ursprüngliche Pflock in der Geschichte wird hierbei bewusst durch einen skurril verkleideten Dompteur im Bild ersetzt, da die Vielzahl der antrainierten Ketten der jahrelangen Dressur durch willkürlich-bizarre Regeln des Zeitgeists, gesellschaftlichen Konventionen und sozialen Medien entspringen.

Freiheit heisst Überwindung von Menschenfurcht.

  • Künstler Andreas Wacker
  • Jahr 2018
  • Details Oil, Fresubin, Concerta on Potch on Paper on Canvas
  • Maße 140x200cm
  • Share