Künstliche Inkontinenz

Vom ewigen Fluch des vermeintlichen Besondersseins

Hintergrund

Das Gemälde wirft einen eindrucksvollen Blick auf den zeitgenössischen Drang, sich stets und überall als einzigartig abheben zu wollen. In einer Palette aus gedeckten und Schwarz-Weiß-Tönen präsentiert das Bild eine Szene, die die Spannung zwischen dem Wunsch nach Besonderheit und dem weiter bestehenden Bewusstsein um die notwendige soziale Gebundenheit erkundet.

Im Zentrum des Bildes befindet sich ein Mann im Schneidersitz, eine subtile Verweisung auf die omnipräsente Lifestyle-Optimierungs-Modewelle, die Yoga und verwandte Trends umfasst - angesiedelt irgendwo zwischen sinnvollen Praktiken und oberflächlichem Hipster-Rotz. Diese Inszenierung deutet auf den paradoxen Versuch hin, durch vermeintliche Einzigartigkeit innere Ruhe zu finden.

Auf der linken Seite des Gemäldes erscheint ein Pferd, das als Symbol für Anmut, Kraft und Freiheit steht. Hier wird die Ambivalenz zwischen dem Streben nach innerem Gleichgewicht und der Faszination für äußere Eleganz verdeutlicht. Das Pferd repräsentiert das Idealisierte, das außerhalb des gewöhnlichen menschlichen Alltags liegt.

Auf der rechten Seite des Bildes findet sich ein Fabelwesen, vom Habitus erinnernd an einen Weisen, Mönch oder Eremiten. Seine Gestalt verkörpert die Suche nach tiefer Weisheit und Erfahrung, jedoch im Kontrast zur modernen Hektik und dem ständigen Drang nach Innovation und Selbstoptimierung.

Die schwarz-weiße Darstellung betont die Schlichtheit des menschlichen Daseins und die Illusion des Vermeintlich Besonderen. Die Figuren auf dem Bild scheinen miteinander verbunden, obwohl sie auf unterschiedliche Weise ihre Einzigartigkeit suchen. Es entsteht ein fesselndes Bild, das das Streben nach Individualität in einer Welt reflektiert, die nach persönlicher Einzigartigkeit sucht - und sie doch nur selten oder nie findet. 

Gewöhnlich zu sein bedeutet nicht, unsichtbar zu sein. Es ist ein Raum der Selbstakzeptanz und des Friedens, in dem wir uns in unserer eigenen Haut wohl fühlen können.

Möge das Gewöhnlichsein als eine Quelle der inneren Kraft und Gelassenheit gefeiert werden, eine Gegenbewegung zum ständigen Streben nach Besonderssein, die uns dazu ermutigt, die Schönheit im Einfachen zu erkennen und zu schätzen.

  • Künstler Andreas Wacker
  • Jahr 2023
  • Details Oil with Laxoberal on Canvas
  • Maße 100x100cm
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